Käpten Nobbi

Käpten Nobbi

According to my motto “ don’t throw that away I’ll sure think of something to do with it“  I often loot recycling facilities and skips or just roam the streets to find my materials. Besides I like to breathe new life into discarded everyday objects, like milk cartons. As for example each piece of wood I use does have its own unique history, every picture and sculpture made from it is one of a kind. The shape and colouring of my finds are the jumping-off point for my work. As a learned „Licht – und Reklamehersteller „I love to create pictures that do go beyond a purely aesthetic value and for example also function as lamps. My art does not always take itself seriously.
    Käpten Nobbi im AVT-Foyer
    19.06.2019


    „My Point Of View“ – mein Blickwinkel: Das ist der Name der Ausstellung, die noch bis zum 22. August 2019 den Blickwinkel vom Käpten aus der Kaiserstadt im AVT-Foyer präsentiert. Und dieser Blickwinkel offenbart die Ästhetik eines Stoffes, der allgegenwärtig ist – die von Müll.

    Das Foyer des Neubaus der Aachener Verfahrenstechnik – kurz AVT – bietet ausreichend Platz für die bislang größte Ausstellung von Paul Sous aka Käpten Nobbi. Und trotzdem war die größte Frage: Wie passen die Werke ins Gebäude? Auch nach mehr als 50 Ausstellungen ist es für den Künstler ein Balanceakt, auf dem gebohnerten Fußboden und zwischen wandhohen Fenstern Kunstwerke anzuordnen, deren Herkunft sich nicht leugnen lässt.

    Denn Hauptbestandteil vieler Kunstwerke bleibt: Benutztes, Weggeworfenes, Vergessenes. Da ist die durchstartende Milchtüte inklusive beleuchtetem Raketenschweif. Weiß lackiert unter Glas – die Kunstwerke bitte nicht berühren. Ein Dauerbrenner aus vorherigen Ausstellungen: die Sammlung abgebrannter, einen Meter hoher Streichhölzer; diesmal ergänzt um ein Zündholzschächtelchen, das so groß ist, dass man die Straßenseite wechseln müsste, läge es auf dem Gehweg.

    Der Affe ist immer dabei

    So setzt Käpten Nobbi mit dieser Ausstellung, die als Teil einer Reihe im AVT Foyer stattfindet, Alltägliches neu in Szene, zeigt die großen Momente der kleinen Dinge. Und kreiert Kunstwerke aus Kellerkisten und Kaugummis. Den Betrachter lässt er seinem Blick folgen, zum Beispiel auf eine Hausfassade, die im Miniaturformat die vermeintlichen Bewohner charakterisiert. Ob blümerant, spartanisch oder unbewohnt – die Wohnungen zeigen stets, dass der Betrachter nur den eigenen Blickwinkel erfährt.

    Wie es sich anfühlt, aus einer solchen Wohnung herauszugucken, wird nicht thematisiert. Der Blick auf die Fassade ist alles, was geboten wird, wobei dieser Blick ausreicht, um die schönen, teilweise beim zweiten Blick groteskeren Dinge zu begreifen. Es reicht ein wie im Vorbeigehen an die Wand geworfenes Grafitti „Wenn du fällst, bin ich da – Boden“ oder ein vergessener Müllsack, um die Poesie dieses Blickwinkels, in allem etwas Berührendes zu finden, zu spüren.

    Auf direkte Art wird ein Blick auf die Welt präsentiert, bei dem es mehr zu entdecken gibt als zu interpretieren. Der gebürtige Stolberger betreibt auf diese Weise das Foyer als Spielwiese, die Besucher auch mithilfe des immer wieder auftauchenden Motivs eines Affen – das Alter Ego Käpten Nobbi – an das Ursprüngliche, das Triebhafte erinnert.

    Schein der Werbung

    Im krassen Gegensatz dazu befindet sich ein von einer überdimensionierten Milchtüte geschobener Einkaufswagen, über den Rand hinaus mit Hochglanzkartons und ähnlich effektvoll produzierten Konsumgüterverpackungen beladen. Die funkelnde Welt von „Nobbis Printen“ & Co. vermag gezielt die Inhaltsleere solcher Verpackungen erfahrbar zu machen. „Werbung braucht jeder!“, weiß der gelernte Licht- und Reklamehersteller. „Man kann den Schein der Werbung aufrechterhalten, bis die Realität eintritt“, ist sich Paul Sous auch gewiss, dessen Kunstwerke mit auch genau dieser Grenze zwischen Werbung und Realität spielen. Miniaturmüllcontainer, so adrett fabriziert, dass sie sich auf manchem Schreibtisch wohlfühlen würden, zeigen auch die Ausbildung zum Handwerksdesigner beim Gut Rosenberg. Baumaterialien wie eine Tapete aus mehrmals überklebten Plakaten – „…die kommt so vom Hauptbahnhof“ – oder Slogans wie „Home Street Home“ verdeutlichen Wurzeln in der Streetart-Szene. Andererseits fährt Sous inzwischen auch schon mal persönlich zu Kunden, um ein Werk über dem Wohnzimmersofa zu drapieren. Denn er teilt gerne seinen Blickwinkel.

    „Art meets science“

    Die nächste Ausstellung in der Reihe „Art meets science – AVT Foyer“ wird ab 6. September 2019 Karl von Monschau als Maler der Moderne und Objektkünstler bestreiten. Erst kürzlich startete er ein einzigartiges Kunstmietfach-Projekt als Aktionskanal zwischen dem Künstler und dem Rezipienten. Laufende Ausstellungen sind zwischen 8 und 18 Uhr in der Forckenbeckstraße 51 zu den Öffnungszeiten der AVT zu besuchen, Ansprechpartnerin ist Lehrstuhlmitarbeiterin Wanda Frohn.
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